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CTH 377

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Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 377 (TRde 2017-10-04)

1 -- [Diese] Tafel [ab]er1 spric[ht] der Tafelschreiber Tag für Tag zur Gottheit,
2 -- [und] er rühmt2 [die Gotth]eit.
3 -- Telipinu, erhabener (und) gewichtiger Gott, DU3.
4 -- Es schickte mich Muršili.
5 -- Der König, dein Diener, und die Königin, deine Dienerin, schickten (mich):
6 -- „Geh (und) rufe den Telipinu, unseren Herrn, unseren persönlichen4 Gott, herbei5!“
7 -- Falls du, gewichtiger Telipinu, oben im Himmel unter den Göttern (bist),
8 -- falls du ins Meer (oder) auf die Berge zum Durchstreifen gegangen (bist)6
9 -- oder (falls) du ins Feindesland, zur Schlacht gezogen (bist),
10 -- jetzt aber7 soll der angenehme Duft, Zeder und Öl8, dich rufen:
11 -- K[o]mm wieder herein in den Tempel!
12 -- Ich hier rufe dich (gerade)9 mi[t] Dickbrot (und) mit [Guss]opfer herbei.
13 -- Du sollst bes[än]ftigt sein!10
14 -- Und wa[s] ich dir (gerade)11 sage,
15 -- halte mir, Gott, das Ohr geneigt12
16 -- (und) hö[r]e es!
17 -- DU, Telipinu, (bist ein) gewichtiger Gott.
18 -- Für dich, mein Gott, (sind) sogar die Tempel nur im Lande Ḫatti gestärkt.13
19 -- Ferner aber ist (das) für dich nirgendwo in einem a[nde]ren Land (so).14
20 -- Feste (und) Opfer gibt man dir (nur)15 im Lande Ḫatti rein (und) heilig.16
21 -- Ferner aber gibt man dir (das so) nirgendwo in e[i]nem anderen Land.
22 -- Die Tempel [sind] für dich [nu]r im Lande Ḫatti hoch (und) mi[t Sil]ber und Gold geschmückt.
23 -- [Ferner aber ist (das so) für dich n]irgendw[o] in einem anderen L[and].
24 -- [Becher] (und) Rhyta aus Silber, Gold (und) Edelstein[en] gibt es für dich nur im Lande Ḫatti.
25 -- Feste, Monatsfest(e), Jahreszeitenfeste für Winter, Frühling (und) Herbst, Opfertiere und Herbeirufungsfeste gibt es für dich nur im Lande Ḫatti.
26 -- Ferner aber führt man (sie) für dich nirgendwo in einem anderen Land durch.
27 -- DEINE, des Telipinu, Göttlichkeit17 (wird) [nur im Lande Ḫatti] v[e]r[eh]rt.
28 -- Murš[ili, der König, dein Diener, (und) die Königin, deine Dienerin,] und die Prinzen, deine Die[ner, (sind) dir (gegenüber) ehrfürchtig eben im Lande Ḫatti].
29 -- [Deine, des Telip]inu, G[ötterstatuen ste]llt [man] auf[, um Feste (und) O]pf[er durchzuführ]en.
30 -- [A]lles [g]ibt man [dir] rei[n (und) heilig].
31 -- [Ferner] (wird) dein[em] Tempel, deinen [Rhyth]a, [deinen Bechern] (und) deinen (Opfer)geräten18 Ehrerbietung (entgegen) gebracht.19
32 -- Man kümmert sich [w]ieder [dar]um.
33 -- Niemand tritt [in die N]ähe der (Opfer)geräte [des Gottes].
34 -- [DU, Tel]ipinu, (bist ein) gewichtiger Gott.
35 -- [Dein20 Nam]e (ist) der gewichtigste unter den Namen.
36 -- [Deine21 Göttlichkeit aber] (ist) die gewichti[g]ste unter den Göttern.
37 -- W[ende dich ... ], den Prinz[en, deinen Dienern] und [dem Land Ḫatt]i zum Wohle zu!22
38 -- [DU,] Telipinu, erhabener Go[tt], erhalte [König, Königin und die Pri]nzen am Leben!
39 -- Gib ihnen [Wachstum], Zukunft, Gesundheit, lange Jahre (und) [Rüstigkeit]!23
40 -- [Lege] ihnen in ihre Seele [Milde], Glanz und Freude!
41 -- Gib ihnen [Söh]ne (und) Töchter, Enkel (und) Urenkel!
42 -- Gib ihnen Zustimmung24 (und) Gehorsam!25
43 -- Gib ihnen Wachstum von Gerste (und) Weinstöcken, von Rind, Schaf und Mensch!
44 -- Gib ihnen die siegreiche, gezüc[kt]e (göttliche26) Waffe des Mannes!
45 -- Lege ihnen die Feindesländer unter ihre Füße!
46 -- [Vernichte] sie mit (ganzer) Kr[aft]!
47 -- Aus dem Lande Ḫatti aber [nimm] das böse Fi[eber], Seuche, Hunger und Heuschrecken f[ort].27
48 -- Welche Feindesländer auch immer im Streit (und) aufrührerisch (sind),28
49 -- welche DIR, dem Telipinu, und den Göttern von Ḫatti (gegenüber) nicht ehrerbietig (sind),
50 -- welche29 aber begehren, EURE Tempel niederzubrennen,
51 -- welche aber versuchen, Rhyta, Becher, [(Opfer)geräte] aus Silber (und) Gold zu nehmen,
52 -- welche [versuch]en, [euch euer30] Feld und Garten, Weingarten, Gemüsegarten (und) Wald zu verwüsten,
53 -- welche versuchen, sich eure31 Pflüger, Weingärtner, Gemüsegärtner (und) Frauen am Mühlstein zu nehmen,32
54 -- gib das böse Fieber, [Seuc]he und Hunger und Heuschrecken jenen Feindesländern!
55 -- Dem König aber, der Königin, den Prinzen und dem Lande Ḫatti g[i]b Leben, Gesundheit, Rüstigkeit, lange Jahre, Zukunft und Freude!
56 -- [Der Ge]rste, den Weinstöcken, dem Obst, den Rindern, Schafen, Zieg[en], Schweinen, Mauleseln, Pferden (zusammen) mit den Tieren des Feldes sowie der Bevölkerung gib das Gedeihen der Zukunft!
57 -- Sie sollen wachsen!
58 -- Auch [soll] der Regen k[ommen]!33
59 -- Und die Winde des Gedeihens soll[en] (darüber) gehen!
60 -- Im Lande Ḫatti soll es wachsen (und) gedeihen!
61 -- Die Versammlung ruft: „Das soll geschehen!“
62 -- Erste Tafel, beendet.
63 -- Wie der Tafelschreiber für den König vor Telipinu täglich seine34 Falldarlegung macht.
1
Die Funktion von -ma 'aber' hier am Textanfang unklar. Exemplar B, das vielfach die besseren und älteren Lesarten zeigt (s. Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 426), lässt die Partikel aus.
2
Der zugehörige hethitische Terminus technicus ist walliyatar 'Ruhm'. Zu den hethitischen Gebetstypen vgl. Laroche E. 1964-1965a.
3
Der Fokus, der im hethitischen Text durch die Setzung des betonten Personalpronomens ausgedrückt ist, ist hier und im Folgenden mittels Großschreibung markiert.
4
Wörtlich: „unseres Kopfes“.
5
Zur Bedeutung von mugae- vgl. Melchert H.C. 2010f. Zu den unterschiedlichen Gebetstypen des Hethitischen vgl. auch Laroche E. 1964-1965a.
6
Mit Singer I. 2002c, 54. Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 432 ziehen auch folgende Übersetzungsmöglichkeit für die Textpassage in Betracht: „Whether (you), honorable Telipinu, are gone/going to roam above in heaven among the gods, or in the sea, or in the mountains ...“. Weiter dazu auch Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 435. Allerdings bezieht sich das 'Durchstreifen' am ehesten auf die Jagd, zudem wird diese Deutung durch die Stellung von mān im ersten er beiden zusammengefassten Kola nicht nahegelegt.
7
Nach Hoffner H.A – Melchert H.C. 2008a, 395 ist kinuna 'jetzt aber' im Junghethitischen nicht mehr analysierbar.
8
Freu J. - Mazoyer M. 2008a, 293 übersetzt die Kollokation als Genitivverbindung.
9
Funktionsspektrum von -ške-.
Das CHD Š, 153b übersetzt: „Be completely satisfied with (the offerings)“.
Funktionsspektrum von -ške-.
Zur Phraseologie von ištamanan lag- vgl. Dardano P. 2014a.
Das CHD P, 222b übersetzt: „Only in the land of Ḫatti are you, my god, and the temples considered important“. Allerdings legt die Setzung des Pronomens =tta nahe, dass DINGIR-LIM-YA 'mein Gott' tatsächlich erwartungsgemäß eine Apposition darstellt. Problematisch bleibt bei dann aber wiederum die Fokussierung ÉMEŠ DINGIRMEŠ 'Tempel' durch Ù, die inhaltlich nicht sehr sinnvoll erscheint.
Das CHD P, 222b übersetzt anders mit Bezug auf die Tempel (und nicht, wie hier, auf den vorgenannten Sachverhalt): „In no other land do they exist“.
Vorhanden in Exemplar B.
Die hethitische Wortstellung verlangt eine depiktive Interpretation („in reinem und heiligen Zustand“) im Gegensatz zu einer adverbiellen (CHD P, 165b) oder attributiven Deutung (CHD P, 222b).
Freu J. - Mazoyer M. 2008a, 294 übersetzt das Wort als „statue“.
Ein overter Ausdruck des Dat./Lok. vorhanden.
tiya- heißt wörtlich 'hinstellen'. CHD P, 280b übersetzt: „established“.
Ergänzung nach Lebrun R. 1980e, 182. Possessive Funktion wohl ausgedrückt durch -tta.
Ergänzung nach Lebrun R. 1980e, 182, der allerdings ibid. 186 mit [tes idoles] übersetzt. Possessive Funktion wohl ausgedrückt durch -tta.
Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 433 ergänzen hier zu: „T[urn] with benevolence toward [the king, your servant, the queen your maid-servant(?)], the prin[ces your servants(?) and the land of Ḫatti.“
Ergänzung nach Singer I. 2002c, 55 und Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 433.
Zu Bedeutung und Etymologie vgl. Rieken 2006.
Anders Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 433f.: „Give them (power of) hearing(?) and understanding(?)!“
Die Übersetzung basiert auf dem Determinativ d in d.GIŠTUKUL.
Lebrun R. 1980e, 186 und CHD L-N, 204a ergänzen hier a[rḫa uiya?] und übersetzen „[fais sortir]“ bzw. „[drive] o[ut]“.
Lexikalisch etwas abweichend Singer I. 2002c, 55 („quarreling and at odds“) und Kassian A.S. - Yakubovich I.S. 2007a, 434 („arrogant (and) rebellious(?)“).
Die Übersetzung richtet sich hier nach der syntaktisch korrekten Form kuieš in Manuskript B.
Doppelt ausgedrückt durch -šmaš und -KUNU.
Possessive Funktion ausgedrückt durch -šmaš.
CHD Š, 167a schlägt eine Übersetzung mit „they began to seek to take“ vor.
Form im Plural.
Possessive Funktion ausgedrückt durch -z(a).